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Älterwerden

Das Älterwerden bringt ein großes Problem mit sich, das alle anderen Probleme wie etwa Abnützungserscheinungen an Gelenken und Organen, die als normale Entwicklung betrachtet werden können, in den Schatten stellt. Keine Herausforderung, wie ein Problem in der Sprache der erfolgreich Aufstrebenden seit den 90er Jahren genannt wird, um nur ja keine negativen Termini zu benutzen, sondern ein echtes Problem. (Die Definition bzw. die Diskussion um diese zwei Termini inklusive einer kleinen, aber entscheidenden Meinungsverschiedenheit haben mich vor Jahren daran gehindert oder davor beschützt, in einem so genannten Callcenter eines Mobiltelefonbetreibers Menschen telefonisch bei ihren Herausforderungen zu helfen, vor die sie mit ihren Mobiltelefonen gestellt werden. Auf die Aufforderung, das Wort „Problem“ quasi aus dem Wortschatz zu streichen, meinte ich vorsichtig, dass ein nicht funktionierendes Telefonnetz nach einem schweren Unfall mit fürchterlichen Folgen vielleicht doch eher ein Problem als nur eine Herausforderung darstellt. Ich selbst habe nach zwei Tagen Einschulung als einziger Callcenterkarrierekandidat keine Teamverstärkung verkörpert, was jetzt kein besonderes Problem dargestellt hat, für alle, denke ich; die entgangenen Erfahrungen dort sollten überschaubar sein. Vermutlich habe ich mir viele unfreundliche Anrufe erspart, denn wenn Benutzer nicht ohnehin schon mit erhöhtem Puls aufgrund zu großer Herausforderungen die Nummer der Hotline gewählt haben, steigt dieser spätestens bei der Vorstellung des Callcenterpersonals, das bei der Herausforderung Hilfestellung leisten soll. Die erzählen meistens sogar den Lebenslauf dazu, bis nach gefühlten mehreren Minuten die essentielle Frage kommt: „Was kann ich für Sie tun?“ Wer sich das wohl ausgedacht hat. Vielleicht mögen das die Leute, ich glaube eher nicht, die wissen auch meistens ganz genau, was nicht funktioniert oder passt, auch ohne Lebensgeschichten der Telefonseelsorge. Klammer zu.)

Die Herausforderung an meinem Problem des Älterwerdens ist so zu beschreiben: Jugendlich folgt man neben Idealen möglicherweise auch Idolen, am Ende gar aus der Politik, soll es gegeben haben, ist im Moment eher selten. Überschreitet man die zwanzig deutlich, relativieren sich Dinge. Es wird erkennbar, dass nur mit Wasser gekocht wird, nicht so heiß gegessen wie serviert uswusf. Noch ein bisschen später, sagen wir ab dreißig, wird es langsam unappetitlich und ab vierzig entwickelt sich die ganze Geschichte tatsächlich zur Herausforderung: Wie könnte man den politischen, gesellschaftlichen, gesellschaftspolitischen, finanzwirtschaftlichen und allen weiteren Verwirrungen entkommen, begegnen oder ihnen etwas entgegen setzen? Vor allem angesichts der Tatsache, dass diese Dinge ganz leger als Herausforderungen und nicht als Probleme betrachtet werden. Das zentrale Problem sind die Maßstäbe, die verschwimmen und verschwinden, weil sie nicht mehr gesetzt werden. Es gibt kluge Menschen. Die sind auch klug genug, sich auf Niveauebenen aufzuhalten, die eine gewisse Höhe nicht unterschreiten und fallen damit weitgehend aus, ständig verglichen zu werden, weil sie nicht bei jeder Gelegenheit ihr Gesicht in Kameras und Mikrophone halten und das auch nicht müssen. Aber die, von denen man begeistert, überrascht, enttäuscht, verärgert, verhohnepipelt und für nicht voll genommen wird, weil sie eben in der Öffentlichkeit stehen, sozusagen das Volk vertreten und offenbar für nichts anderes bestimmt sind, sind inzwischen auch manchmal nur mehr gleich alt wie man selbst oder gar jünger, und solche kennen wir, zumindest im Schnitt, sehr gut, weil wir die Gleichaltrigen immer am Besten kennen. Weil wir mindestens zweistellig viele Jahre mit ihnen in Räume gepfercht und, so eine weitere berufliche oder akademische Ausbildung eingeschlagen wird, wieder mit mehr oder weniger Gleichaltrigen diesmal in Säle gepfercht werden. Nicht alle in der hiesigen Führungsetage haben akademische Ausbildungen abschließen können, weil sie aufgrund zu hohen Talents bereits vorzeitig als Azubis in höchste politische Ämter gehievt worden sind, wo sie sich auf das echte Leben vorbereiten können. Manche hatten noch Dissertationen in Arbeit, glaube ich, wobei verwundert, wer neben einem Ministerposten noch Zeit für die Uni hat, da muss was auf der Strecke geblieben sein. Ein Budget wurde zwar saniert, es ist nur nicht ganz gewiss noch, ob es das staatliche oder das eigene war, da wird noch einiges vor dem Kadi besprochen, wie zu hören ist. Weil er der Schwiegermutter ihr Geld mit einem Koffer in der Gegend herumgeführt hat, unter anderem; bei ihr und dem Rest der angeheirateten Verwandtschaft hat der sicher einen großen Stein im Brett. Jedenfalls werden bei allen Ausbildungen alle zusammengepfercht. Diese dauernde Nähe prägt, schärft die Wahrnehmungssinne den Gleichaltrigen gegenüber und daraus resultiert ein nicht zu irritierender, analytischer und routinierter Blick, was folgende ernüchternde Erkenntnis bringt: Die bluffen nicht, haben keine Trümpfe im Ärmel und verbergen auch keine Talente, sondern die tun schon ihr Bestes, und da kommt ziemlich sicher nicht mehr viel dazu. Manche bluffen vielleicht ein kleines bisschen oder erledigen Dinge nicht aus Überzeugung, sondern aus Pflichtbewusstsein oder Opportunismus.

Die meisten aber glauben das, was sie produzieren und anderen als einzig sinnvoll verkaufen wollen. Und sie haben denselben Wissensstand wie alle anderen, die gleich alt sind: Sie wissen auch über uns Bescheid. Nicht nur wir über sie, sondern auch sie über uns. Und das nützen die eiskalt aus, wissen Bescheid über Reaktionsvermögen, Zufriedenheit, Unzufriedenheit, Lethargie und vor allem über das Potenzial ihrer Altersgenossen, das mitunter sehr klein und gerade dadurch leicht zu berechnen ist. Sie arbeiten zwar fächerübergreifend gegen Jüngere und Ältere gleichzeitig, aber zumindest die Gleichaltrigen haben die voll in der Hand. Und irgendwo ist immer jemand, die oder der gleich alt ist wie ganz viele andere. Wir erinnern uns auch an Leute, denen Österreich und eines seiner Bundesländer als world nach der Politik gar too small geworden ist, die müssen durchaus nicht gleich alt sein, viele müssen nicht gleich alt sein. Solche erkennt man sogar in der Nacht aus der Ferne, und sie sind in Sekundenschnelle zum Beispiel der Tatsache überführt, dass nicht einmal ein very small room ohne window im Vergleich zum eigenen far angle (Weitwinkel) too big wäre.

So erklärt sich das Ergebnis einer Meinungsumfrage vor geraumer Zeit, die zu Tage gebracht hat, dass die Leute in diesem Land in der Vergangenheit sich wohler fühlen. Ist also bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar, andererseits bestätigt sich die alte Weisheit, dass Alter vor Torheit nicht schützt. Wobei ein Aufenthalt in einer Vergangenheit mit Krieg nicht erwünscht ist. 1933 bis 1939 wurde nicht detailliert erörtert, dort hat es sehr vielen sehr gut gefallen, wie ich mich selbst an Erzählungen aus dieser Zeit erinnern kann, aber dann kam versehentlich dieser blöde Krieg dazwischen, sonst war es anscheinend echt ok dort. Auch in der Erinnerung, und das verwundert schon immer wieder.

Insgesamt bestätigt das Ergebnis, lieber in der Vergangenheit zu sein als im Hier und Jetzt, absolut meine Theorie, dass es damit zusammenhängt, gleichaltrige Menschen besser zu kennen als alle anderen, und außerdem von den jüngeren klarerweise mehr Ahnung zu haben, weil die teils schon von uns gleichaltrigen aufgezogen und unterrichtet werden, da kann also nichts wesentlich anderes nachkommen. Vielleicht passt der Begriff Verantwortungsvermeidungskomplex. Einen Führer wünschen sich gar nicht so wenig Menschen, da muss auch nichts gegendert werden. Diesem wird alles Leben und das Sterben dazu in die Hand gelegt, und selbst kann man sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren wie Autowaschen und Rasenmähen. Ohne Führer bleibt also der Generationskonflikt ungefährdet. Zelebrieren wir ihn. (Den Generationskonflikt.)

(c)  de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Hauptseite>...




[Artikel/Walter Schaidinger/06.03.2015]





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